
Weinbauregionen in Frankreich

Champagne
Das östlich von Paris gelegene Anbaugebiet ist vor allem wegen seiner Schaumweine berühmt. Jeder andere Schaumwein auf der Welt muss sich an ihm messen lassen. Nicht nur die Cuveé aus den Burgundertrauben Pinot Noir (Spätburgunder), Chardonnay und Pinot Meunier (Müllerrebe / Schwarzriesling) ist maßgeblich für die ausgezeichnete Qualität, sondern besonders das traditionelle Herstellungsverfahren. Bei der méthode champenoise wird der Wein (vereinfacht ausgedrückt) ein zweites Mal in der Flasche vergoren. Über zwei Drittel der Champagner bestehen aus Grundweinen (erste Gärung) verschiedener Jahrgänge, der Assemblage. Wobei 70 Prozent aus bis zu 100 verschiedenen Weinen eines Jahrgangs verwendet werden und ca. 30 % sogenannter Reserveweine vergangener Ernten. So wird eine gleichbleibende Qualität gewährleistet. Die zweite Gärung wird mit Zugabe des Liqueur de tirage ( einer Mischung aus Rohr- und Rübenzucker, sowie etwas Feinhefe) in Gang gesetzt. Der enzymatische Zersetzungsprozess der abgestorbenen Hefe bringt zum einen die eleganten Aromen hervor und sorgt andererseits für die eingebundene Kohlensäure, die die wunderbare Perlage im Glas und am Gaumen erzeugt. Die anschließende Lagerung von mindestens 15 Monaten (3 Jahre beim Jahrgangs-Champagner) wird meist deutlich überschritten. Auch bei Champagne Castelnau legt man Wert auf lange Kellerlagerung. Die teuersten Qualitäten werden auch als „zero“ bezeichnet, weil man keine Kohlensäure-Bläschen im Glas sieht. Dabei ist die Perlage so fein, dass man sie fast nur noch auf der Zunge spürt.

Burgund
Dem Uhrzeigersinn folgend kommt man von der Champagne ins Burgund. Geographische Verwerfungen bei der Erhebung der Alpen durch die vom Süden drückenden afrikanischen Platte, liesen eine von Südwest nach Nordost verlaufende Abrisskante auf dem damaligen Meeresgrund entstehen. Diese mehrere Dutzend Kilometer lange Bruchlinie aus Muschelkalk bildet die Grundlage für das einzigartige Terroir der teuersten Weißweine der Welt. Ein geographischer Korridor von Mâcon über Beaune bis Dijon bildet den Ursprung der wichtigsten Traubensorten der Gegenwart: ob als Pinot Blanc, Weißburgunder oder Pinot Bianco bezeichnet; Grau- oder Spätburgunder, Chardonnay oder Auxerois – alle kamen einst von hier, um ihren Siegeszug um die Welt anzutreten. Ein altes Sprichwort sagt: Ist Paris der Kopf und die Champagne die Seele Frankreichs, dann ist das Burgund der Magen. Neben den genannten Weinsorten stammen von hier auch das berühmte Charolais-Rind, das Geflügel aus Bresse, die Fische aus den Flüssen und die Schnecken aus den Weinbergen. Côte d´Or, Côte de Nuits oder Côte de Beaune … Chablis, Beaujelais und Mâconais … den meisten Gourmets klingen diese Namen verheißungsvoll in den Ohren. Es ist eine Region voller Widersprüche: obwohl von hier die teuersten Weißweine der Welt kommen, ist es hier erstaunlich schlicht und ländlich. Keine großen Chateaus wie im Bordeaux. Viele kleine Parzellen zeugen vom Erlass Napoleons, die großen Besitztümer der Kirche aufzuteilen. 65% der Weinbauern verkaufen ihren Wein fassweise an Händler, die sich dann um die Lagerung und den Weiterverkauf kümmern. Diese Weine werden dann „einfach“ nach ihrer regionalen Herkunft bezeichnet: das ist ein Chablis z. B. Die Grands Crus mit alleine, ohne Ortsnamen stehenden Lagennamen, wie Montrachet oder Chambertin, sind das Patent für den den höchsten Burgundischen Adel. Hier dürfen ausschließlich Pinot Noir und Chardonnay angebaut werden. Wenn Sie also einmal davon eine Flasche geschenkt bekommen sollten, muss Sie jemand schon ganz besonders wertschätzen.

Rhonetal
Folgt man dem beginnenden Tal des Burgunds nach Süden kommt in das Gebiet der Rhône, dessen Ausläufer bis zum Mittelmeer bei Marseille führen.
Prägend für den granithaltigen Boden im Norden sind berühmten Syrah Trauben. Einer glaubhaften Legende nach, stammen sie aus dem persischen Shiraz und kamen über Griechenland nach Südfrankreich. Vielleicht heißen sie deshalb auf der Südhalbkugel meist Shiraz. Im Süden, wo die Böden weicher und wärmer sind, auch mit größeren runden Steinen durchmischt, wächst der nicht ganz so edle, aber sehr bekömmliche Grenache und der weiße Viognier. Im Gegensatz zum Burgund, wo fast nur reinrebig ausgebaut wird, sind die meisten Rhône-Weine Cuvées aus bis zu 13 (!) Trauben. So wird dem sehr dunklen und kräftigen Syrah etwas Weißwein zugesetzt, um den Côte Rôtie und den Herimitage mehr Geschmeidigkeit und Raffinesse zu verleihen. Und der berühmte Châteauneuf-du-Pape besteht aus einer ganzen Reihe von Weiß- und Rotweintrauben. Der nördliche Teil der Côte du Rhône bringt nur etwa 5 Prozent der Ernte, dafür aber die eleganten, feinen Weine. Im üppigeren Süden ist die Vielfalt größer und neben den genannten Rotweinen, wachsen hier vor allem auch diverse lokale Weißweine, wie Roussanne, Marsanne, Clairette und Muscat, welche besonders Liebhabern feiner Crémants ein Begriff sein dürften. Wie überall in Frankreich gibt es die guten, soliden Tischweine der AOC-Qualität und die herausragenden Vertreter mit klangvollen Namen und Preisen, wie Gevrey-Chambertin, Croix Herimitage oder die Weine von Beaucastel.

Languedoc
Das Anbaugebiet am Mittelmeer erstreckt sich von Marseille bis zu den Pyrenäen an der spanischen Grenze. Es unterteilt sich hauptsächlich in die Gebiete Roussillon, Corbières und Minervois. Zersplittert in viele kleine VDQS-Bereiche und „normale“ Appellations Contrôlées wird hier mittlerweile ein Drittel des französischen Weins angebaut. Lange Zeit als Stiefkind und Lieferant für Cuvée-Weine der berühmten Chateaus im Norden und Osten degradiert, hat sich hier eine Weinlandschaft entwickelt, die in der Vehemenz bezüglich des Qualitätszuwachses ihres Gleichen sucht. Während die großen Bordeaux-Weingüter in den neunziger Jahren auf „Shopping-Tour“ nach Südosteuropa gingen und in Rumänien, Moldawien und Georgien Weinberge aufkauften, um mit den dunklen, gehaltvollen Rotweinen ihre heimischen Weine zu kuvertieren, verloren die Languedoc-Winzer ihre Hauptabnehmer. Krise = Chance waren sie gezwungen, ihre Produktion umzustellen und aus Masse, Klasse zu machen. Neben elegant-fruchtigen Weiß- und Roséweinen wie Chardonnay, Chenin Blanc bzw. Grenache, Cinsault und Carignan, werden auch aromatische, körperreiche Rotweine aus den letzten drei genannten Trauben gekeltert. Wobei auch gern die Klassiker wie Syrah, Merlot und Mourvèdre zur Cuvée verarbeitet werden. Das kleine Untergebiet Limoux erlangt besonders bei Schaumweinliebhabern einen besonderen Stellenwert, ist doch der Crémant de Limoux von einer fruchtigen Frische geprägt, die gleichzeitig Noblesse ausstrahlt. Von der Domain La Grange stammt der erste französische Appassimento. Ein aus Italien bekanntes Verfahren, bei dem die Trauben vor der Kelterung teilweise rosiniert, also angetrocknet werden. Qualitativ hochwertige Weine und behutsame, innovative Verarbeitung zeichnen die neue Winzergeneration aus.

Vin de Pay
Ähnlich wie die italienischen Tafelweine (Vino di tavola) streben die Vin de Pays nach Differenzierung. Über die regionale Herkunftsbezeichnung ( z. B. Pays d`Oc) oder das spezielle Terroir erklärend ( z. B. Terra Vitis). Auch für sie gelten die behördlichen Bestimmungen bezüglich erlaubter Trauben, Höchsterträge (70-90 hl/ha) und natürlichem Mindestalkoholgehalt. Ebenso werden sie streng kontrolliert und in Frankreich ist es nicht erlaubt, einfach nur den Traubennamen auf das Etikett zu schreiben, sondern vor allem die Herkunft. Nichtsdestotrotz schaffen es die hiesigen Winzer die klassischen „edlen“ Trauben, wie Merlot und Cabernet mit den regionalen Trauben, Syrah, Grenache usw. zu vermählen und daraus gute bis sehr gute Alltagsweine, aber auch ganz ausgezeichnete Qualitäten hervorzubringen.

Bordeaux
Es gibt wohl nur wenige Weinbauregionen auf der Welt, die so unterschiedliche Charaktere hervorbringen, wie das Bordeaux. Die besondere Eignung der Region für den Weinanbau lässt sich recht einfach erklären. Das nahe Meer und die vielen Flussläufe sorgen für ein gemäßigtes, stabiles Klima. Die großen Waldflächen südwestlich und parallel zur Küste schirmen die salzige Meeresluft ab. Das Urstromtal der Garonne und der Dordogne besteht aus einer dicken Schicht Muschelkalk, auf der sich Sand, Kies und Lehm in unterschiedlicher Stärke und Konzentration abgelagert haben. Dazu kommt die Urbarmachung großer, flussnaher Flächen stromabwärts der Stadt Bordeaux, dem Medoc. Aufwendige Entwässerungskanäle entziehen dem einstigen Sumpfland Feuchtigkeit. Besonders den holländischen Kaufleuten, die mit der Erweiterung der Anbauflächen den erhöhten Bedarf an gutem Wein in der sich schnell entwickelnden City of London gerecht werden wollten, ist es zu verdanken, dass dort seit nunmehr 200 Jahren die besten Rotweine der Welt entstehen. Die französische Regierung setzte diesem unkontrolliertem Eingriff ein Ende, in dem sie 1855 das System der Klassifizierung einführten. Dieses regelt pedantisch die Qualitätsanforderungen, wie Ertrag pro Hektar, Rebsorten, Mindestalkoholgehalt usw. Schließlich besteht der Bordeaux aus bis zu 4 Trauben: Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Merlot und Petit Verdot. In Ausnahmen taucht auch der Malbec auf. Klimatische Schwankungen der Jahre, unterschiedliche Böden und die angedeutete Cuvée bringen so unterschiedliche Weine hervor, dass man kaum von dem Bordeaux als Weinbegriff reden kann. Erschwerend kommt hinzu, dass viele Weinbauern ihre Ernte großen Handelshäusern übergeben und diese dann mit eigenen Kellermeistern die Weine weiter verarbeiten , komponieren, lagern und dann in den Verkauf bringen. Wobei „einfache“ Bordeaux-Weine meist viel zu jung in den Handel, vor allem in die Supermärkte kommen. Unwissende Kunden probieren die Weine dann viel zu jung und wundern sich über die hohen Säureanteile, besonders dem hohen Gerbstoffgehalt. Als Faustformel sollte man diese Weine erst nach 4 Jahren öffnen. Bis dahin kann sich die erfolgreichste Cuvée der Welt entfalten und wunderbar volle, kräftige und weiche Aromen hervorbringen. In allen internationalen Weinbauregionen versuchen Winzer diese Cuvée zu adaptieren und gehen dafür lieber das Risiko ein, von den jeweiligen Landesbehörden bezüglich der Qualitätsbezeichnungen degradiert zu werden. Bestes Beispiel sind die sogenannten Super Tuscans. In der Toskana wurde diese nichtzulässige Cuvée auf den Markt gebracht, mit überragendem Erfolg, aber eben nicht aus der heimischen Sangiovese-Traube bzw. nur in Anteilen. Einen guten Bordeaux kennen – und schätzen zu lernen bedarf also viel Wissen, Probieren und den für sich selbst besten Wein zu finden. Die oben beschriebenen Klassifizierungen deuten an, dass es dadurch zu sehr großen Qualitäts- und Preisunterschieden kommt. Dazu kommt noch der spekulative Teil, der Jahrgänge von einzelnen Chateaus preislich in astronomische Höhen treibt. Internationale Tester vergeben eine Anzahl von Punkten, die den Marktwert um bis zu 300% erhöhen kann. Versteigerungen tun ihr übriges. Solche Weine sind mittlerweile ein Anlageobjekt, wie Edelmetalle. Hinzu kommt, dass die Legenden um die wertvollen Chateaus Begehrlichkeiten bei den Neureichen im nahen und fernen Osten geweckt haben, was das Preisniveau zusätzlich anhob.
Weißweine gibt es im Bordeaux hauptsächlich im Gebiet zwischen den beiden Flüssen, dem Entre-Deux-Mers, so wie im südlichen Graves und dem Sauternes, wo sie zu edelsüßen Dessertweinen verarbeitet werden.

Loire
Wenn der Rotwein für das Bordeaux steht, dann ist es der Weißwein für das Loiretal. Unweit der Rhône entspringt die Loire, um sich in einer großen, sanften Welle westwärts zu schwingen. Die ersten ca. 100 Kilometer ist das Tal nordwestlich ausgerichtet, wodurch sich die Hanglagen jeweils der Morgen- oder Abendsonne präsentieren. In dieser Region liegen auch die zwei bekanntesten Orte am Oberlauf der Loire: Sancerre und Pouilly. Sie stehen mit ihrem Namen weltweit für den Ursprung des Sauvignon Blanc und sind preislich trotzdem „normal“ geblieben. Eine topologische Besonderheit zeichnet diese Region zusätzlich aus: im Urstromtal der Loire haben sich im kalkreichen Boden auch sehr viele schwarze Feuersteine abgelagert. Sie sind verantwortlich für ein ganz spezielles Aroma, was besonders in der Nase einen unvergesslich Eindruck hinterlässt: das „fumé“ lässt sich am besten mit „rauchig“ übersetzen. Wer sich mit der französischen Königs- und Adelsgeschichte beschäftigt, wird unweigerlich auf das Loiretal stoßen. Weil sich die Könige im 17./18. Jahrhundert beim Adel für diverse Dienste mit dem Verschenken von Ländereien und damit verbundenen Rechten bedankt haben, erfolgte ein rasanter Aufstieg dieser Region. Unzählige wunderschöne Schlösser mit dazu gehörigen Parks entstanden so und sind bis heute zu bewundern. Diese Entwicklung brachte natürlich auch für die nahen landwirtschaftlichen Erzeugnisse, wie eben Wein, eine steigende Wertschätzung. Sauvignon Blanc, Chenin Blanc und Muscadet (Melon de Bourgogne) sind die bekanntesten Weißweine, wobei am Oberlauf im Osten hauptsächlich der Sauvignon und im Westen kurz vor der Mündung bei Nantes der Muscadet angebaut wird. Dazu gesellen sich westlich Gamay und Cabernet sowie im Osten leichte Pinot Noir.
Die Weine sind leicht, besitzen wohlschmeckende Säure, traubige und erfrischende Art; das passende Attribut dafür ist „charmant“. Und so ist auch der „Crémant de la Loire“ eine beliebte leichte Alternative zum Champagner.